Jahrtag der Seligsprechung in Neuburg

Frater Donatus Wiedenmann, Prior des Altenheims St. Augustin, begrüßte die Gäste vor der neu geschaffenen Eustachius-Kugler-Plastik von Günter Mauermann. Sie wurde von Abt Beda Maria Sonnenberg (Mitte)aus Plankstetten gesegnet.
Die Stuckaturen der Hofkirche in Neuburg erstrahlten in noch größerem Glanz, als beim Festgottesdienst zum Jahrtag der Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler am 29. September Sonnenstrahlen durch die Fenster drangen. Am Morgen waren viele der mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Häusern der Bayerischen Ordensprovinz noch durch trüben Regen nach Neuburg gefahren. Ob der neue Selige wohl einen guten Draht zu Petrus hatte?

Schon nach dem schmackhaften Frühstück im Altenheim St. Augustin hatten die Gäste keinen Schirm mehr gebraucht, als sie sich am neuen Eustachius-Kugler-Platz bei der Kirche St. Wolfgang versammelten. Hier hatten ab 1622 die ersten Barmherzigen Brüder ihre Tätigkeit in Bayern aufgenommen – daran erinnerte bei seiner Begrüßung der Neuburger Prior Frater Donatus Wiedenmann. Und er erinnerte an Frater Eberhard Hack, dessen Durchhaltevermögen es unter anderem zu verdanken ist, dass die Barmherzigen Brüder nach der Säkularisation ab 1831 ihre Tätigkeit in Bayern wieder aufnehmen konnten.

Auf historischem Boden

Auf diesem historischen Boden wurde nun ein „Gedenkmal für Frater Eustachius Kugler errichtet, wie es sein Schöpfer, der Weidener Künstler Günter Mauermann, nennt. Die beiden ganz unterschiedlich bearbeiteten Granitsteine, so erläuterte der Künstler, stehen für zwei zentrale Eigenschaften von Eustachius Kugler: „sachliche Strenge und bewegte Emotion oder „Verstand und Gefühl. Das Porträt des Seligen selbst und die Schrift mit seinem Lebenslauf hat er als „geistigen Mittelpunkt in einem anderen Material – Bronze – gestaltet.  

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Das neue Eustachius-Kugler-Denkmal in Neuburg

Die Segnung der Eustachius-Kugler-Plastik nahm Abt Beda Maria Sonnenberg von der Benediktinerabtei Plankstetten vor. Finanziell beteiligt hatten sich bei der Realisierung der Stele auch die Neuburger Elisabethinerinnen. Musikalisch umrahmt wurde der Akt wie auch die späteren Feierlichkeiten vom Symphonischen Blechbläserensemble unter der Leitung von Günter Blösch.

Lebensräume für Kranke und Arme schaffen

Durch die malerische Neuburger Altstadt, die viele Gäste am Nachmittag noch in geführten Rundgängen näher erkunden durften, begab sich die Festgemeinde nun zur prachtvollen Hofkirche. Gut möglich, dass demjenigen, der an diesem Tag geehrt wurde, dieser Rahmen zu prunkvoll gewesen wäre: Frater Eustachius Kugler hielt sich bei solchen Anlässen lieber im Hintergrund. Ihn zeichnete vor allem Demut aus, wie Abt Beda Maria Sonnenberg in seiner Predigt betonte.

Demut bedeute jedoch nicht nur Zurückhaltung, führte der Plankstettener Abt aus, Demut schaffe Lebensraum, in dem Gott erfahrbar wird, in dem schwache, kranke, arme und behinderte Menschen „atmen und leben dürfen. Die Einrichtungen der Barmherzigen Brüder bezeichnete der Abt als „Gewächshäuser für Geborgenheit und Liebe. Es gehe um eine „hingabebereite Liebe, die den Gegensatz zwischen Großen und Kleinen überwindet. Mit deutlichen Worten kritisierte Abt Beda die Diskussion um die Erhöhung der Hartz IV-Sätze um fünf Euro. In unserer Gesellschaft schüfen sich die Reichen „auf Kosten der Armen immer mehr Platz. Der Abt von Plankstetten hält in der gegenwärtigen Situation der Kirche Demut für überlebensnotwendig.

Bereitschaft zur Mitgestaltung

Auch Frater Emerich Steigerwald, Provinzial der Barmherzigen Brüder in Bayern, bezog sich in seinem Grußwort im Neuburger Kolpingsaal auf wichtige Eigenschaften des seligen Eustachius Kugler: „Er lebte Gottes‑ und Nächstenliebe als Einheit und hatte „Mut für neue Aufbrüche im Dienst der Menschen – auch gegen den Zeitgeist und gegen Widerstände in den eigenen Reihen. Der Provinzial dankte allen, die zu der Wallfahrt gekommen waren und zu ihrem Gelingen beigetragen haben. Er forderte dazu auf, die „Dienstgemeinschaft in den Einrichtungen der Barmherzigen Brüder immer mehr als „Familie des heiligen Johannes von Gott zu verstehen. Außerdem bat er die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die „Bereitschaft zur Mitgestaltung. Nur gemeinsam können wir den Anforderungen gerecht werden.

Stadtpfarrer Monsignore Vitus Wengert und der Neuburger Oberbürgermeister Dr. Bernhard Gmehling teilten in ihren kurzen Ansprachen die Einschätzung, durch das neue Denkmal habe der nach der Seligsprechung Eustachius Kugler gewidmete Platz „ein Gesicht bekommen. Und Landrat Roland Weigert bekannte sich dazu, das Erbe des Ordens und des seligen Eustachius fortzuführen: Der Landkreis ist Träger der jetzt auf dem Gelände des früheren Brüder-Krankenhauses ansässigen Geriatrie und auch für die Kirche St. Wolfgang zuständig. In diesem Zusammenhang versprach der Landrat für das kommende Jahr die Sanierung der Orgel.

Beim Mittagessen hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zeit, mit Kolleginnen, Kollegen und Barmherzigen Brüdern ins Gespräch zu kommen, alte Bekanntschaften aufzufrischen und neue zu knüpfen. Nur durch persönliche Begegnungen kann ja die „Familie des heiligen Johannes von Gott wachsen. Vielleicht fallen Schritte in dieser Richtung in einer Stadt leichter, in der der selige Eustachius Kugler ein Jahr als Novize und zwölf Jahre als Prior und Provinzial gewirkt hat. Provinzial Frater Emerich Steigerwald jedenfalls bat darum, der Selige möge die Provinz auf ihrem Weg behüten, „damit es für uns alle ein Weg des Segens werde.

Johann Singhartinger

Geschrieben am 18. Oktober 2011

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