Der Passierschein des Seligen: Gottvertrauen

Gedenktag von Frater Eustachius Kugler am 10. Juni

Sie brennt oft in diesen Tagen, die Kerze mit dem Bildnis des Seligen. Und das Antlitz von Frater Eustachius Kugler beginnt von innen zu strahlen. Manchmal lodert die Flamme plötzlich auf...ein Hoffnungsschimmer in dunkler Zeit.

Geht man aktuell durch das Regensburger Krankenhaus muss man zunächst draußen anstehen – im Sicherheitsabstand. Dann wird der Ankommende nach dem Grund des Aufenthalts gefragt und ihm freundlich eine hellgrüne Atemschutzmaske gereicht. Farbigen Fußspuren folgend erreichte man dann – noch bis Anfang Mai – die „Schleuse“ und erhielt nach elektronischem Fiebermessen (ohne Temperatur) einen grünen Zettel mit Datumsaufdruck, den Passierschein, die Eintrittskarte in die medizinische und pflegerische Versorgung des Krankenhauses.

Dahinter stehen die Vision und Weitsicht eines Barmherzigen Bruders: Frater Eustachius Kugler. (1867 bis 1946) Der Erbauer des Regensburger Krankenhauses wurde am 4. Oktober 2009 im Hohen Dom St. Peter in Regensburg seliggesprochen.

Bescheidenheit, Demut und Weitblick – das sind die Eigenschaften, die man mit Frater Eustachius Kugler zuallererst verbindet. Und sein Glaube konnte Berge versetzen, sein „Passierschein“ war sein unerschütterliches Gottvertrauen, welches ihn zu Krisenzeiten zu dem großen Krankenhausbau in Regensburg ermutigte: „Ich habe die Sache schon mit dem Herrgott ausgemacht, es wird nichts fehlen!“ Damit beruhigte der damalige Provinzial die Zweifler. Frater Eustachius Kugler gelang es, die gewaltige Finanzierungssumme von 8,3 Millionen Reichsmark durch Bündelung der Kräfte der ganzen bayerischen Provinz zu stemmen. Bei seiner Eröffnung am 19. Juni 1929 gehörte der Bau zu den modernsten Krankenhäusern in Deutschland.

Frater Eustachius Kugler war ein Mann der Arbeit und des Gebets, was ihn auch in dunkelsten Zeiten, in der Nazi-Zeit, zahlreiche Verhöre durch die Gestapo und die Bedrohung durch das Hitler-Regime ertragen ließ.

Wer war der spätere Selige?

Dass aus dem am 15. Januar 1867 als Joseph Kugler in Neuhaus bei Nittenau geborenen Sohn eines Hufschmieds einmal ein Seliger werden sollte, war ihm nicht in die Wiege gelegt. In München erlernte er das Bauschlosser-Handwerk, kehrte aber nach dem Sturz von einem Baugerüst 1884 in seine Oberpfälzer Heimat zurück. In Reichenbach am Regen lernte der nunmehr hinkende junge Mann den Hospitalorden des heiligen Johannes von Gott kennen, der im ehemaligen Benediktinerkloster eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung aufbaute.

Fasziniert vom Leben der Brüder trat er in den Orden ein und erhielt den Namen Frater Eustachius. 1895 legte er die einfachen, 1898 die ewigen Ordensgelübde (Feierliche Profess) ab. Nach Einsätzen in verschiedenen Einrichtungen des Ordens wählten ihn seine Mitbrüder 1925 zum Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz. Viermal wurde er wiedergewählt und übte das Amt 21 Jahre lang aus, bis zu seinem Tod am 10. Juni 1946.

Die Verehrung des Seligen hält bis heute an: In der kunstvoll gestalteten Eustachius-Kugler-Kapelle im Regensburger Krankenhaus ruht sein Reliquienschrein. Hierher kommen Patienten, Besucher und Mitarbeitende mit ihren Gebetsanliegen. Und sie folgen auch hier dem Beispiel von Frater Eustachius: „Das Gebet ist das Atemholen der Seele“, hat er uns gelehrt.

Kirsten Oberhoff

Zurück zur Übersicht: Aktuell/Meldungen