Prior in Zeiten von Weltkrieg und Inflation

Serie zum 75. Todestag des seligen Frater Eustachius Kugler – Teil 3

Beim Provinzkapitel der Barmherzigen Brüder 1905 wurde Frater Eustachius Kugler einstimmig zum Prior und Vorstand der „Anstalt für männliche Kretinen und Unheilbare“ in Straubing gewählt – so hieß damals die Einrichtung der Behindertenhilfe. Bei den Kapiteln 1908 und 1911 wurde er in diesem Amt bestätigt. Kugler trug die Verantwortung für gut 40 Brüder und über 400 Menschen mit Behinderungen. Um deren Versorgung zu gewährleisten – der Pflegesatz reichte dafür nicht aus und auch Baulasten waren zu tilgen – waren Barmherzige Brüder in Niederbayern auf Sammelreisen unterwegs. Frater Eustachius Kugler verbesserte die wirtschaftliche Lage der Einrichtung durch den Kauf von Äckern; zudem errichtete er einen Klausurbereich für die Brüder.

Historische Ansichtskarte mit der Behinderteneinrichtung in Straubing

Trotz seiner vorrangigen Tätigkeit in der Leitung der Brüdergemeinschaft und der Einrichtung der Behindertenhilfe arbeitete der Hausobere selbst in der Pflege mit, um jungen Ordenskandidaten ein gutes Beispiel zu geben. Frater Eustachius Kugler legte Wert darauf, dass seine Mitbrüder gut mit den Betreuten umgingen und ermöglichte diesen auch die Teilnahme an Anbetungen und geistlichen Übungen. Ein schmerzhaftes Ereignis während seiner neun Jahre in Straubing war der Suizid des offenbar depressiven Pfortenbruders, der in der Donau ertrank.

Streng, aber sehr geschätzt

Erneut war es ein Provinzkapitel, das für Frater Eustachius Kugler einen Orts- und Aufgabenwechsel mit sich brachte: 1914 wählten in seine Mitbrüder zum Hausoberen von Gremsdorf, wo Kugler bis 1902 schon einmal eingesetzt war. In der fränkischen Einrichtung der Behindertenhilfe musste er die Ordensdisziplin wiederherstellen, da die Brüder das Chorgebet vernachlässigten oder stattdessen das Gasthaus aufsuchten. Doch nun mussten sie sich beim Prior abmelden, wenn sie das Haus verließen. So hörten die Wirtshausbesuche, die den Ordensregeln widersprachen, auf. Der Visitationsbericht des ehemaligen Generalpriors Pater Augustin Koch aus dem Jahr 1921 zeigt, dass Frater Eustachius Kugler dennoch von den Mitbrüdern geschätzt wurde. Koch stellte fest: „Es ist kein Bruder im Hause, dessen Herz dem Oberen nicht gehört.“

Der sanierte Altbau in Gremsdorf in einer aktuellen Aufnahme

Sorgen bereitete dem Prior in Gremsdorf die Lebensmittelknappheit, aber durch kluge Ankäufe von Grundstücken und durch Sammlungen konnte er die Versorgung der Betreuten sicherstellen. Problematisch war auch, dass einige Brüder im Ersten Weltkrieg als Sanitäter im Einsatz waren: Im Kriegsjahr 1917 wurden 264 „Pfleglinge“ von gerade einmal 17 Brüdern und einem Ordenspriester betreut. Weitere Schicksalsschläge trafen Gremsdorf mit der Grippeepidemie von 1918, bei der 50 Betreute starben, der Maul- und Klauenseuche in der Landwirtschaft und mit der Inflation. Frater Eustachius kommentierte die missliche Lage in der Hauschronik 1921 gottergeben: „Doch wie alles auf der Welt vergeht, so wird auch diese schwierige Zeit vorübergehen. Wollen wir den Mut nicht sinken lassen und auf Gott vertrauen, er wird auch weiterhin für seine Armen sorgen.“

Metropolitanprior in Neuburg

Noch als Prior von Gremsdorf wurde Frater Eustachius Kugler 1920 zum 3. Provinzrat gewählt. Zwei Jahre später bestimmte ihn das Provinzkapitel zum Prior von St. Wolfgang in Neuburg an der Donau. Das Krankenhaus mit 85 Betten war Sitz des Provinzials. Als Hausoberer der ältesten Einrichtung der Barmherzigen Brüder in Bayern trug Frater Eustachius den Titel des Metropolitanpriors. Auch in Neuburg hatte Kugler mit den Folgen der Inflation zu kämpfen, die 1923 ihren Höhepunkt erreichte. Mit der Einführung der Rentenmark im November 1923 legte der Neuburger Prior eine gerechte Entlohnung der Mitarbeitenden fest und damit eine Gleichstellung mit den Ordensangehörigen.

Darstellung von Kloster und Krankenhaus St. Wolfgang in Neuburg a. d. Donau auf einer historischen Ansichtskarte

Neben seiner Verwaltungstätigkeit betätigte sich Frater Eustachius Kugler auch wieder in der Krankenpflege. Er servierte Essen, spülte Geschirr, machte Einkäufe und munterte junge Mitbrüder auf. Für das Krankenhaus schaffte Kugler ein Röntgengerät an, ließ das Dach der Apotheke erneuern und die Kirche verschönern. So erhielt St. Wolfgang eine neue Orgel und neugefasste Altäre. 1925 folgte wieder ein Provinzkapitel in Neuburg, bei dem Frater Eustachius Kugler zum Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz gewählt wurde. Dieses Amt hatte der Ordensmann 21 Jahre lang bis zu seinem Tod inne.

Frater Eustachius Kugler mit Mitbrüdern beim Kartenspiel – Szene aus dem Musikspiel „erdverbunden – himmelsnah“

Geschrieben am 15. Juli 2021
von Frater Magnus Morhardt

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