Frater Eustachius — ein wahrer Diener Gottes

Für seine Mitbrüder war Euchstachius Kugler eine unbeirrbare Leuchte des Glaubens. Vorbildlich in seiner Frömmigkeit und seinem alltäglichen Gebetsleben, setzte er aber auch im Grundsätzlichen richtungsweisende Signale: Als am 6. Juni 1937 Adolf Hitler anlässlich der Brucknerfeier in der Walhalla auch Regensburg besuchte und sich die Brüder neugierig an den Fenstern postierten, um den „Führer“ zu sehen, deutete der Provinzial in Richtung Tabernakel der Krankenhauskirche St. Pius und sagte: „Unser Führer ist dort drinnen!“

Not und Sorgen im Nationalsozialismus

Die Zeit des NS-Regimes war für den Orden eine besonders schwere: Etliche der Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Bayern mussten auf Druck der Nationalsozialisten abgetreten oder geräumt werden. Zahlreiche Brüder wurden zum Militärdienst eingezogen. Im Zuge der Welle der Devisen‑ und Sittlichkeitsprozesse, in denen der NS-Staat die katholische Kirche und ihre Orden bedeutend schwächen wollte, wurde Frater Eustachius systematisch Schikanen ausgesetzt. Rund 30 langwierige Verhöre der Gestapo, bei denen er oft stundenlang bedroht und beschimpft wurde, musste er über sich ergehen lassen. Frater Eustachius stellte sich schützend vor seinen Orden und seine Mitbrüder. Am 9. August 1937 brach der 70-Jährige nach einem stundenlangen Verhör zusammen. Als das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München-Nymphenburg 1942 und die Pflegeeinrichtung in Straubing 1944 durch Luftangriffe schwer beschädigt wurden, war es Frater Eustachius, der Mitbrüdern, Patienten und Mitarbeitern Trost spendete und neuen Mut schenkte.

Seine Kraftquelle: Das Gebet

Seine unermüdliche Kraft bis ins hohe Alter schöpfte Frater Eustachius aus dem Gebet. Die feste Verbundenheit mit Gott durch die tägliche heilige Messe und durch intensives Gebet war die Kraftquelle seines Lebens. Die ständige Zwiesprache mit Gott war ihm etwas ganz Selbstverständliches, wenn er durch die Gänge schritt, auf Reisen unterwegs war oder sich im Garten aufhielt. So er Zeit erübrigen konnte, kniete er in der Hauskapelle vor dem Tabernakel. Unter seinen Mitbrüdern im Orden herrschte die einhellige Meinung, dass es in der ganzen Provinz keinen eifrigeren Rosenkranzbeter als Frater Eustachius gebe.

Mit der Waffe des Gebets antwortete Eustachius Kugler auf die schlimmsten Bedrohungen: Während der rund 20 schweren Luftangriffe auf die kriegswichtigen Messerschmitt-Werke in Regensburg, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Krankenhaus lagen, kniete er in der Hauskapelle vor dem Tabernakel. Als er gezwungenermaßen auf Anordnung des Luftschutzwarts den Luftschutzkeller aufsuchen musste, betete er dort unentwegt den Rosenkranz. Das Regensburger Krankenhaus blieb trotz der heftigen Angriffe von größeren Schäden verschont. Viele Regensburger führten diese Errettung, die mit reiner Vernunft nicht zu erklären war, auf das inständige Gebet Eustachius Kuglers zurück.

Ende eines erfüllten Lebens

Am 26. Oktober 1945 feierte Frater Eustachius sein 50jähriges Professjubiläum. Zu dieser Zeit war er bereits sehr krank: Seit Jahren litt er an Magenkrebs und einem Zwölffingerdarmgeschwür, doch nie kam ein Wort der Klage über seine Lippen.

Eustachius Kugler starb am 10. Juni 1946 in Regensburg im Alter von 79 Jahren an den Folgen seiner Gebrechen im Rufe der Heiligkeit. Mit ihm verloren die Barmherzigen Brüder einen geliebten Mitbruder und eine große Führungspersönlichkeit.

Die Gebeine Eustachius Kuglers wurden auf dem Ordensfriedhof des Regensburger Krankenhauses beigesetzt. 1956 wurden die sterblichen Überreste in die Krypta der Krankenhauskirche St. Pius überführt. 1982 wurden die Gebeine in eine Gedenkstätte transferiert, die an der Südseite der St. Piuskirche eingerichtet worden war. Die Stätte ist ein Ort der Andacht und des Gebets, an den viele Regensburger Bürger sowie Patienten des Krankenhauses in Sorgen und Not um die Hilfe Frater Eustachius’ bitten.

Aktualisiert am 16. Mai 2008