Lebensmomente von Frater Eustachius Kugler im April – Entscheidung für Ordensleben fällt am 12.4.1891

Josef Kugler konnte es damals noch nicht wissen, aber der 12. April 1891 war indirekt ein ganz entscheidendes Datum für sein weiteres Leben. Was Josef Kugler an diesem Tag machte, lässt sich heute freilich nicht mehr nachvollziehen, dafür was Johann Wutz tat: Er ist der erste „Pflegling“, den die Barmherzigen Brüder in der neu gegründeten Behinderten-Einrichtung aufnehmen. Für Josef Kugler insofern entscheidend, weil er gemeinsam mit seinem Schwager Josef Reichenberger seit dem „Einzug“ der Brüder im November des Vorjahres im Kloster mit den anfallenden Schmiedarbeiten betraut war: Die Fenstergitter im Erdgeschoss des Klosters könnten noch aus seiner Hand stammen.

Nebenbei – die Zahl der neuen Bewohner stieg kontinuierlich – konnte er beobachten, wie liebevoll und aufmerksam die Brüder mit ihnen umgingen. Er war beeindruckt, so wie Christian Feldmann das in seinem Buch Ordensmann und Menschenfreund festhält: Sie warfen ihnen nicht vor, was sie alles nicht konnten, sondern gingen ihnen ganz selbstverständlich zur Hand, lobten ihre Fähigkeiten und achteten auf ihre Bedürfnisse. Diese Bereitschaft, immer für den Nächsten dazu sein, durfte er dann auch noch am eigenen Leibe erfahren:

Kloster Reichenbach

Das Kloster Reichenbach um die Jahrhundertwende

 Seit seinem Sturz vom Gerüst in München war die Wunde an seinem Fuß nicht zugeheilt. Frater Eligius Neumeier, der damalige Subprior, bemerkte dies und versorgte den kranken Fuß regelmäßig – mit Erfolg: Die offene Wunde schloss sich endlich.

Diese Erlebnisse und sein starker Glaube – als Klostersepp betete er regelmäßig den Rosenkranz vor – waren wohl ausschlaggebend, dass sein Wunsch in der Orden einzutreten von Tag zu Tag wuchs. Dafür lohnt es sich, ein Leben lang einzusetzen – so oder ähnlich könnte sein endgültiger Entschluss gelautet haben. Kurz vor seinem 26. Geburtstag, am 1. Januar 1893, tritt er als Kandidat in das Kloster Reichenbach ein und erhält am 3. Juli sein erstes Ordenskleid und wird Frater Eustachius Kugler. Mit dem neuen Namen nimmt man – auch heute noch – ein Stück weit Abschied vom bisherigen Leben. Warum die Entscheidung auf Eustach fällt, lässt sich schwer sagen. In jedem Fall handelt sich um einen erfolgreichen römischen Heerführer des zweiten Jahrhunderts, der für sein Bekenntnis zum christlichen Glauben den Martertod auf dem Scheiterhaufen starb.

Gleich danach „stürzte“ sich der neugebackene Frater Eustachius in sein neues Leben: Bad Wörishofen war seine erste Station, wo er beim berühmten „Wasserdoktor“ Pfarrer Sebastian Kneipp in die „Krankenpflegeschule“ geht. Sie müssen sich verstanden haben, denn auch wenn man dem berühmten Kneipp eine „gewisse Direktheit“ nachsagt, war er ein Heiler, der sich seinem Patienten immer ganzheitlich näherte, so wie der heilige Johannes von Gott, der Ordensstifter der Barmherzigen Brüder, schon viele Jahre zuvor.

BU: Alte Postkarte um die Jahrhundertwende: Diesen Blick auf das Kloster könnte damals auch Frater Eustachius Kugler gehabt haben.

Geschrieben am 3. April 2009

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