Lebensmomente von Frater Eustachius Kugler im März‑ Der Vater stirbt am: 31.03.1874

Am 4. Oktober wird Frater Eustachius Kugler im Regensburger Dom selig gesprochen. Viele wissen, dass er am 15. Januar 1867 in Neuhaus geboren wurde, in Reichenbach dem Orden der Barmherzigen Brüder beitrat und das Regensburger Krankenhaus erbaute, wo er am 10. Juni 1946 einem Krebsleiden erlag. Doch wer war dieser Josef Kugler? Was war er für ein Mensch? Was weiß man über seine Familie? Anhand eines bestimmten Datums, das in seinem Leben eine wichtige Rolle gespielt hat, soll in den folgenden Monaten ein Blick auf sein Leben geworfen werden.

Die Eltern, Michael und Anna Maria Kugler

Die Eltern, Michael und Anna Maria Kugler

Der 31. März 1874 war für den kleinen Josef Kugler ein schwerer Tag: Sein Vater Michael Kugler starb mit gerade mal 51 Jahren, so dass Josef schon als Erstklässler Halbwaise wurde. Das war sicher ein Schlag für die ganze Familie, denn jetzt war Anna Maria Kugler – geborene Schuster – mit ihren sechs Kindern ganz allein auf sich gestellt. Die Verhältnisse waren eh’ sehr bescheiden: Josefs Vater war Kleinlandwirt und Hufschmied. Nach seinem Tod übernahm Josefs Bruder Johann die elterliche Schmiede und den Hof. Schließlich musste sich auch Josef – nachdem er sieben Jahre lang den einstündigen Schulweg zur Nittenauer Schule hinter sich gebracht hatte – nach einem Beruf umsehen. Er entschied sich für den mit dem Schmiedeberuf verwandten Schlosserberuf. Da es in der Heimat damals kaum Arbeitsplätze gab, ging Josef nach München. Die Stelle als Bauschlosserlehrling konnte ihm sein ältere Bruder Franz vermitteln, der als königlich-bayerischer Postbeamter seit 1874 dort arbeitet. Im März 1881 reiste Josef Kugler, 14 Jahre alt, mit der Eisenbahn nach München. Auch seine Schwester Katharina arbeitete in München als Haushaltshilfe. Sie unterstützte Josef mit Essen und Geld. Eines Tages – das genaue Datum ist unbekannt – passierte es: Wohl nach einer Auseinandersetzung mit einem Altgesellen stürzte Josef Kugler von einem drei bis vier Meter hohen Gerüst. Unglücklicherweise zog er sich dabei einen komplizierten offenen Bruch am rechten Fuß zu, an dessen Folgen er sein ganzes Leben leiden sollte. Die Wunde heilte nicht richtig. Für die schwere Belastung auf dem Bau war Josef Kugler nicht mehr geeignet. Die Gesellenprüfung scheint er allerdings noch abgelegt zu haben. Berufsunfähig in München hatte er keine Chancen, so dass ihn 1885 seine älteste Schwester Margarethe zu sich nach Reichenbach holte. Als dann am 12. Mai 1886 seine Mutter in Reichenbach starb, zog der 19-Jährige zu seiner Schwester Katharina, die 1884 den Schmied Josef Reichenberger geheiratet hatte.Ihm ging er zur Hand und kam eigentlich so mit dem Orden der Barmherzigen Brüder in Kontakt: 1890 begannen die Brüder auf dem Klosterberg eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung aufzubauen und vergaben die anfallenden Schlosserarbeiten an Josef Reichenberger. So konnte Josef Kugler beobachten, wie sich die Brüder für die Betroffenen einsetzten. Das hat ihn schwer beeindruckt und sein Wunsch, dem Orden beizutreten, hat sich ab diesem Zeitpunkt von Tag zu Tag gefestigt.

Geschrieben am 3. April 2009

Zurück zur Übersicht: Impulse/Texte