Lebensmomente von Frater Eustachius Kugler im Juni‑ Wahl zum Provinzial am 19.06.1925

Am 19. Juni 1925 sorgte das Provinzkapitel für eine große Überraschung: Frater Eustachius Kugler, der ehemalige Schlosserlehrling aus Nittenau, übernimmt erstmals als Provinzial die Leitung der Bayerischen Ordensprovinz. 58 Jahre ist er alt und trägt ab jetzt – und das für den Rest seines Lebens – die Verantwortung für insgesamt 16 Einrichtungen der Barmherzigen Brüder. Warum die Frater Eustachius mit Frater Narzissus DurchscheinWahl auf ihn viel? Die Gründe dafür sind sicher vielfältig, doch seine Mitbrüder hat er wohl auch deswegen überzeugt: Er war fromm, aber nicht bigott, er zeigte beispielhaften Einsatz – übernahm ganz selbstverständlich freiwillige Dienste, obwohl er das in seiner Position als Prior nicht unbedingt hätte tun müssen – und er blieb immer auf dem Boden der Tatsachen.

Zwei seiner zentralen Sätze hat Dr. Werner Chrobak festgehalten: „Willst Du wissen, wie einst deine Seligkeit im Himmel sein wird, so frage dich, wie deine brüderliche Liebe ist.“ Und: „Wir sollen uns einander ertragen und unsere armen Kranken wie in der Person Jesu Christi vor Augen haben und ihnen mit Liebe dienen.“

Auch als Provinzial hat er sich seinen Sinn für Humor beibehalten und hatte auch in vermeintlich „schwierigen Situationen“ immer wieder eine passende Antwort parat. Wie damals, als sich ein Prior bei ihm beschwerte, weil ein neuer Bruder nicht so recht in seinen Konvent passen sollte. „Vor jeder Versetzung rufe ich den Heiligen Geist an und wenn der solche Dummheiten macht, da bin ich nicht mehr verantwortlich, da müssen Sie sich bei ihm beschweren“, gab er ihm mit auf den Weg.

Über eine neue Bestimmung des Provinzials haben sich vor allen Dingen die Zigarrenraucher gefreut. So schreibt Dr. Werner Chrobak: „Bezüglich des Zigarrenrauchens wird festgesetzt: Es darf abends geraucht werden, an allen Sonn‑ und Feiertagen, an den Namenstagen der feierlichen Professbrüder und bei sonstigen vernünftigen Gelegenheiten.“ Letztere, da war sich der Provinzial sicher, würden seine Mitbrüder ganz bestimmt in ausreichendem Maße finden.

Sprichwörtlich war seine Bescheidenheit, auch in seiner Zeit als Provinzial: Ein abgetragener Habit, ausgetretene Schuhe, eine abgewetzte Aktentasche und ein ausgebeulter Hut waren demnach seine Markenzeichen. Darauf angesprochen, soll er geantwortet haben: „Der Habit und die Schuhe halten’s noch aus. Was hätten denn die Apostel getan.“

Geschrieben am 19. August 2009

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