Lebensmomente von Frater Eustachius Kugler im Mai – Als Prior im Einsatz für den Orden

18. Mai 1899: Das Provinzkapitel tagt in Neuburg an der Donau. Generell steht dort auch das „religiöse Leben in der Provinz“ ganz allgemein im Mittelpunkt, aber auch die Wahl der Oberen sowie die Versetzung der Brüder. Denn: Junge Brüder müssen Erfahrungen an verschiedenen Orten sammeln, so lautet ein Ordensprinzip. Frater Eustachius ist da bereits 32, zählt aber noch zu den „jüngeren“, weil er seine feierliche Profess – also das Gelübde zur endgültigen Bindung an den Orden – erst ein halbes Jahr vorher am 30. Oktober 1898 in der Reichenbacher Klosterkirche abgelegt hat.

„Hinaus in die ‚Welt’ und Abschied nehmen von der Heimat“, könnte über diesem Kapitel seiner Lebensgeschichte stehen. In Gremsdorf – ebenso eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung – werden ihm gleich Leitungsaufgaben zugeteilt. Als Stellvertreter des Priors, als Subprior, ist er an der Pforte eingesetzt. Dass er diese Einrichtung in einigen Jahren selbst einmal leiten würde, war noch in weiter Ferne. Nach verschiedenen Stationen wurde er 1905 erstmals zum Prior in Straubing ernannt und blieb das neun Jahre lang. „Als Chef der mit zupackt“, so beschreibt ihn Christian Feldmann in seinem Buch Ordensmann und Menschenfreund. Hinter seinem Büroschreibtisch hielt es ihn demnach nicht lang, er half mit in der Küche, tauchte in der Waschküche auf, teilte Essen aus – war „allgegenwärtig“.

Das früheste Foto von Frater Eustachius Kugler (dritter von links), aufgenommen um 1900 in Gremsdorf.

Das früheste Foto von Frater Eustachius Kugler (dritter von links), aufgenommen um 1900 in Gremsdorf.

Zurück in Gremsdorf sah sich der mittlerweile 47-Jährige kurz nach seiner Ankunft als Prior mit den Auswirkungen des 1. Weltkrieges konfrontiert: „Der Krieg, welcher immer noch andauerte, bringt verschiedene Entbehrungen und Einschränkungen mit sich. Ganz besonders besteht eine große Lebensmittelknappheit….“, so steht es in der Chronik von 1916. Einer weiteren Bewährungsprobe hatte er sich 1921 zu stellen: Zwei Grippewellen forderten 100 Todsopfer. „Doch alles auf der Welt vergeht, so wird auch diese schwierige Zeit vorübergehen“, schreibt er in diesem Jahr in die Gremsdorfer Hauschronik. Doch als Bilanz – und das wurde ihm auch vom damaligen Bischof und oberfränkischen Regierungspräsidenten bestätigt – hinterließ er eine Einrichtung, „die wieder auf einem soliden Fundament stand.“ Doch Prior Frater Eustachius Kugler hat nicht nur das erreicht: „Es ist kein Bruder im Hause, dessen Herz dem Oberen nicht gehört“, schreibt der Ordensoberste in einem seiner Berichte.

Für Überraschungen sorgte dann das Provinzkapitel am 19. Juni 1925: Frater Eustachius Kugler wird Provinzial und trägt jetzt als Leiter der Bayerischen Ordensprovinz die Verantwortung für 16 Institutionen der Barmherzigen Brüder – für den Rest seines Lebens.

Geschrieben am 8. Mai 2009

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