Dankbar auch für die schweren Seiten des Lebens

Serie zum 75. Todestag des seligen Frater Eustachius Kugler – Teil 5

Die Herausforderungen für Frater Eustachius Kugler, seit 1925 Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz, wurden mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht kleiner. Die in den Krankenhäusern eingerichteten Lazarette wurden mit Soldaten belegt, wodurch andere Kranke weniger Platz fanden. Die Volksschule in Algasing musste nach dem Schuljahr 1939/40 schließen und stattdessen Umsiedler aufnehmen. 1942 wurde das Haus an den Bezirksverband Oberbayern verkauft.

Am schlimmsten traf es in der NS-Zeit die Einrichtungen der Behindertenhilfe. Unter dem Vorwand, Platz zum Beispiel für die Kinderlandverschickung zu schaffen, wurden Bewohner zunächst in andere psychiatrische Einrichtungen „verlegt“, um von dort aus nach Hartheim bei Linz in den Tod geschickt zu werden. Hunderte Menschen wurden im Rahmen der „T-4-Aktion“ ermordet. Etliche Bewohner konnten gerettet werden, indem sie als Arbeitskräfte vor Ort beschäftigt wurden.

Luftangriffe auf München, Neuburg, Straubing und Regensburg

Schwere Schäden erlitten Einrichtungen der Ordensprovinz durch Luftangriffe. Am 21. Dezember 1942 wurde das Münchner Krankenhaus schwer beschädigt, am 7. April 1943 das Priesterheim St. Augustin und das Krankenhaus St. Wolfgang in Neuburg. Besonders schwer zerstört wurde 1945 die Einrichtung der Behindertenhilfe in Straubing. Wie in München wurden durch die Luftangriffe Menschen getötet, darunter auch Barmherzige Brüder. Frater Eustachius Kugler trafen diese Schicksalsschläge schwer. So auch der Luftangriff auf die Regensburger Messerschmitt-Werke in Nachbarschaft des Krankenhauses am 17. August 1943. Dass das Krankenhaus zwar schwere Gebäudeschäden (zum Beispiel zerborstene Fenster) hinnehmen musste, jedoch keine Personen zu Schaden kamen, schrieben viele der Fürbitte des Provinzials zu. Im Luftschutzkeller betete Frater Eustachius Kugler bei Luftangriffen vertrauensvoll den Rosenkranz.

Dezember 1942: Brüder bei Aufräumarbeiten am schwer von Bomben getroffenen Krankenhaus Barmherzige Brüder in München

Im vorletzten Kriegsjahr, am 1. Mai 1944, befanden sich 84 Barmherzige Brüder im Militärdienst, die meisten davon als Sanitäter. Sechs Brüder fielen im Krieg, weitere sechs blieben vermisst, andere gerieten in Gefangenschaft. Trotz eines Magengeschwürs, das zu einem Magenkarzinom entartete, führte Kugler seine Amtsgeschäfte weiter.

Die Sorgen wurden allerdings nicht kleiner: In Reichenbach wurde ein Wehrertüchtigungslager für junge Soldaten eingerichtet, der Konvent in Attl machte ernsthafte Probleme und in Algasing gelang der Rückkauf des Hauses erst 1948. Gut tat bei diesen Sorgen die Feier des 40-jährigen Priesterjubiläums des früheren Ordensgenerals, Pater Narzissus Durchschein, im April 1945. Die Festpredigt hielt Domprediger Dr. Johann Maier, der zwei Wochen später durch die Nazis gehenkt wurde, weil er sich für die kampflose Übergabe der Stadt Regensburg eingesetzt hatte.

Lichtblicke nach dem Ende des Weltkriegs

Nach Kriegsende beschlagnahmte die US-Regierung das Männerkrankenhaus in Regensburg als Lazarett, dann auch das Frauenkrankenhaus. Barmherzige Brüder und Barmherzige Schwestern mussten die zivilen Kranken nun in anderen Häusern der Stadt und des Umlands betreuen. Am 21. Oktober 1945 feierte Frater Eustachius Kugler sein 50-jähriges Professjubiläum im kleinsten Rahmen, was dem Jubilar ganz recht war. Zu diesem Anlass verfasste der spätere Selige ein Gebet an Gott, indem er ihm für Gutes wie auch für die „Widerwärtigkeiten“ des Lebens dankte.

Im Oktober 1945 konnte Frater Eustachius auf 50 Jahre Profess zurückblicken.

Nach und nach gab es wieder gute Nachrichten: Junge Barmherzige Brüder konnten wieder ihre Gelübde ablegen, Häuser wurden wieder aufgebaut. Aus Schlesien vertriebene Brüder fanden Zuflucht in Bayern. Doch das Leben von Frater Eustachius Kugler neigte sich dem Ende zu. Ein Zwöffingerdarmgeschwür brach neben dem Magenkrebs aus – eine seltene Kombination. Obwohl Frater Eustachius Kugler schlecht essen und sich nur mühsam fortbewegen konnte, nahm er weiterhin an den gemeinsamen Gebeten und Gottesdiensten teil. Doch am Fest Christi Himmelfahrt brach er zusammen und musste auf das Krankenzimmer gebracht werden, das er nun nicht mehr verließ. Eustachius Kugler ertrug seine Schmerzen klaglos, war trotz allem heiter und empfing gefasst das Sakrament der Krankensalbung.

Seligsprechung mit Gästen aus aller Welt

1956 wurde die sterblichen Überreste von Frater Eustachius Kugler in die Krypta des Regensburger Krankenhauses Barmherzige Brüder überführt.

Am 10. Juni 1946, dem Pfingstmontag, starb er friedlich und hinterließ einen glückseligen Eindruck. Der Leichnam von Frater Eustachius Kugler wurde unter großer Beteiligung von Gläubigen auf dem Brüderfriedhof beigesetzt. Aufgrund der beginnenden Verehrung wurde er 1956 in die Krypta der Krankenhauskirche überführt. 1963 eröffnete der Regensburger Bischof Rudolf Graber den diözesanen Seligsprechungsprozess, ehe die Akten zwei Jahre später der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen übergeben wurden. 1982 wurden die Reliquien von Frater Eustachius Kugler erneut überführt, diesmal in den neu geschaffenen Gedenkraum bei der Kirche St. Pius. Am 4. Oktober 2009 konnten Barmherzige Brüder, die Diözese Regensburg und Gäste aus aller Welt in Regensburg die Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler feiern. Seine sterblichen Überreste finden sich seitdem in einem Schrein der nach ihm benannten Kapelle. Im Stillen wird er von vielen Menschen verehrt und um Fürbitte angerufen.

Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler 4. Oktober am 2009 im Regensburger Dom

Geschrieben am 01. Oktober 2021
von Frater Magnus Morhardt

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