Eustachius Kugler — ein Provinzial voll Kraft und Mut und voller Demut im Glauben
Als Provinzial trug Eustachius Kugler, der ehemalige Schlosserlehrling mit der einfachen Volksschulbildung, die Verantwortung für 18 Institutionen der Barmherzigen Brüder in der bayerischen Provinz. Frater Eustachius Kugler war ein Ordensoberer mit einer aus der Praxis erwachsenen, anerkannten Autorität. Sein Amt füllte er von Beginn an mit sachbezogenen Entscheidungen aus, die durch eine Erfolgsbilanz hinsichtlich der Vermehrung der Ordensmitglieder und des Ausbaus der Einrichtungen in puncto Leistungsfähigkeit und Bettenzahl gestützt wurden.
Das Regensburger Krankenhaus – ein organisatorisches Meisterstück
Eine der größten und bleibendsten Leistungen von Frater Eustachius war der Bau des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Regensburg. Von 1927 bis 1930 ließ er ein Doppelkrankenhaus – einen Männer‑ und einen Frauenbau mit insgesamt 450 Betten – durch den Münchener Stararchitekten Prof. Albert Boßlet im modernsten Dessauer Bauhausstil errichten. Dem als Musterkrankenhaus der Barmherzigen Brüder konzipierten Bau wurde auch eine Krankenpflegeschule des Ordens angegliedert. Das Bauvorhaben kostete damals 8,3 Millionen Reichsmark, eine gewaltige Summe, wenn man bedenkt, dass die Stadt Regensburg zu dieser Zeit einen Jahreshaushalt in Höhe von 8,1 Millionen Reichsmark (Einnahmeetat) hatte. Das Finanzierungskonzept mit Hypothekenbelastung aller Häuser des Ordens in Bayern und entsprechenden Rückzahlungsverpflichtungen war eine geniale Idee des Provinzials Kugler. Auf das Risiko der Finanzierung von Kritikern aus den eigenen Reihen angesprochen, antwortete er nur: „Das habe ich mit meinem Herrgott schon abgemacht. Da fehlt nichts.“ Nach Regensburg verlegte er 1934 auch von Neuburg an der Donau den Sitz des Provinzialats.
Bescheidenheit im hohen Amt
Frater Eustachius blieb, bei aller ernsten Verantwortung in der hohen Leitungsfunktion, immer Mensch. Immer hatte er ein offenes Ohr für seine Mitbrüder. Er wusste, dass sie nach ihrem schweren Dienst auch Erholung brauchten. Daher gestand er den Brüdern – gegen mancherlei Kritik aus den eigenen Reihen – den Genuss einer Halben Bier am Abend, das Vergnügen des typisch bayerischen Kartenspiels „Schafkopf“ und das Rauchen einer Zigarre durchaus zu. Auch seinen trockenen oberpfälzischen Humor behielt er.
Seine Bescheidenheit war geradezu sprichwörtlich: Nie drängte er sich in den Vordergrund, im Gegenteil. Wenn Feiern veranstaltet wurden oder Vertreter der Presse zu offiziellen Terminen eingeladen waren, wich er immer wieder aus, um nicht im Mittelpunkt zu stehen. Nur mit sanfter Gewalt war es möglich, ihn dorthin zu stellen, wo er hingehörte. Ein abgetragener Habit, ausgetretene Schuhe, eine abgewetzte Aktentasche und ein ausgebeulter Hut gehörten zu den Markenzeichen des Provinzials.
Nie war er sich für irgendeine Arbeit zu schade. Schon als Prior in der Pflegeeinrichtung Straubing hatte er oft den Dienst in der Abteilung der „Unreinen“ , die Wasser und Stuhlgang nicht mehr halten konnten, übernommen, obwohl er das in seiner leitendenden Funktion nicht hätte tun brauchen. Auch als Provinzial tat er einfachste Dienste: Er putzte Gemüse im Geräteschuppen des Gartens in Regensburg, half beim Geschirrspülen und leerte die Urinflaschen der Kranken aus.
Sein Vorangehen in der Pflichterfüllung, sein beispielhafter Einsatz in den Pflegeheimen, sein Organisationsgeschick und nicht zuletzt seine menschliche Art beeindruckten seine Mitbrüder ebenso nachhaltig wie alle, die mit ihm zusammentrafen.
Aktualisiert am 16. Mai 2008