Die Seligsprechungsfeier im Regensburger Dom

Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „erhebender“ Moment im Regensburger Dom: Die Gläubigen stehen von ihren Plätzen auf, als Erzbischof Angelo Amato, Präfekt der Kongregation für die Selig‑ und Heiligsprechungen „im ausdrücklichen Auftrag“ von Papst Benedikt XVI. das Apostolische Schreiben verliest, mit dem der Heilige Vater den ehrwürdigen Diener Gottes Eustachius Kugler in das Verzeichnis der Seligen aufnimmt.

Sein Gedenktag wird der 10. Juni sein, der Todestag des neuen Seligen. Dann wird das Bild des neuen Seligen enthüllt, gleichzeitig öffnet sich das Hauptportal des Doms und der Schrein mit den Gebeinen Eustachius Kuglers wird von vier Barmherzigen Brüdern durch den Mittelgang vor die Altarinsel getragen. Anschließend bedankt sich der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller – auch im Namen der Barmherzigen Brüder – beim Heiligen Vater für die Seligsprechung.

Erzbischof Angelo Amato verliest das Apostolische Schreiben

Erzbischof Angelo Amato verliest das Apostolische Schreiben

In seiner Predigt sagte Bischof Müller etwas später, Eustachius Kugler habe seine Mitbrüder in einer „Haltung typisch bayerischer Katholizität“ geleitet; „hier vermählen sich lebendige Frömmigkeit und natürliche Lebensfreude“. Bayerische Katholizität kam auch bei der Seligsprechungsfeier zum Ausdruck, waren doch unter den anwesende Bischöfen die Erzbischöfe Reinhard Marx aus München und Ludwig Schick aus Bamberg sowie Bischof Wilhelm Schraml aus Passau. Die Repräsentanten des öffentlichen Lebens führten Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Staatsministerin Emilia Müller in Vertretung des Ministerpräsidenten an. Zugleich erhielt die Feier durch die aus allen Erdteilen angereisten Barmherzigen Brüder, an der Spitze Generalprior Frater Donatus Forkan, eine unverkennbar internationale Färbung.

Nicht nur die etwa 1300 Gläubigen im Dom feierten den Gottesdienst mit, weitere ca. 6000 Menschen verfolgten die Feier auf Leinwänden auf dem Domplatz und in benachbarten Kirchen sowie zuhause an den Bildschirmen – das Bayerische Fernsehen übertrug live. Ein besonderer Genuss dabei: die musikalische Gestaltung durch die Regensburger Domspatzen unter Domkapellmeister Roland Büchner.

Durch den in die Kirche gebrachten Schrein war der neue Selige auch materiell anwesend – Bischof Gerhard Ludwig Müller ging in seiner Predigt auf die katholische Reliquienverehrung ein und stellte die Frage: „Reicht es nicht aus, wenn wir uns von seinem Vorbild inspirieren lassen, statt den Kontakt mit seinen sterblichen Überresten zu suchen?“ Die Antwort des Bischofs: Das Christentum sei nicht nur eine „Religion geistiger Ideale und moralischer Werte“ – ebenso wie der Geist des Menschen sei die Materie von Gott erschaffen: „Gottes Heilswille umfasst die Rettung des ganzen Menschen in Geist und Leib.“ Und daraus ergebe sich unter anderem auch die Verantwortung des Christen für das leibliche Wohl der Mitmenschen. Der Christ nehme sich der „hilfsbedürftigen, kranken und behinderten Menschen an“. Dabei sei immer „die Würde des Menschen vom ersten Augenblick der Empfängnis bis zum letzen Atemzug des Sterbenden“ Richtmaß für alles Denken und Handeln. Eustachius Kugler stehe für den „untrennbaren Zusammenhang von unantastbarer Menschenwürde und der Verantwortung vor dem personalen Gott der Freiheit und der Liebe“.

Was das konkret bedeutet, führte Erzbischof Angelo Amato in einer kurzen Ansprache am Ende der Feier aus: Anhand einiger Zeugenaussagen aus dem Seligsprechungsprozess charakterisierte er Eustachius Kugler als den „großen Beter von Regensburg“, der sich für die demütigsten Dienste an den Kranken nicht zu schade war. Nicht mit Worten, sondern mit Taten habe er das für die Barmherzigen Brüder typische Gelübde der Hospitalität praktiziert.

Johann Singhartinger

Weitere Fotos von der Seligspechung unter Download/Fotos Veranstaltungen

Geschrieben am 23. November 2010

Zurück zur Übersicht: Aktuell/Meldungen